Im lawblog gelesen: Prozesskostenhilfe auf dem Prüfstand.
Bisher ist es ja so, dass jemand, der sich die Kosten eines Prozesses nicht leisten kann Prozesskostenhilfe beantragen kann. Das nicht nur, wenn dieser jemand verklagt wird, sondern auch, wenn er selber jemanden verklagen möchte. Diese Hilfsleistung soll sicher stellen, dass jeder die gleichen Möglichkeiten hat, Streitfälle von einem Gericht klären zu lassen und nicht nur die, die es sich leisten können.
Jetzt gibt es aber eine ganz schlimme Form des Missbrauchs. Nein, ich meine damit nicht den im Beitrag angesprochenen Einzelfall aus Gütersloh. Diesen Fall schiebt man sicher gerne vor, passt er doch ins Bild der bösen “Sozialschmarotzer”. Es geht wohl eher um diese frechen Bezieher von AlgII, die der Meinung sind ihnen stünde mehr zu. Und statt einfach zu akzeptieren, was ihnen da zugestanden wird wollen die auch noch gegen die Bescheide klagen. Und jetzt kommt die unglaubliche Frechheit: dazu beantragen die auch noch Prozesskostenhilfe. So geht es ja nun nicht, es soll gefälligst nur klagen, wer sich das auch selber leisten kann, oder was?
Schlagwort: Arbeit
Probleme mit den Erntehelfern
Also diese Zahlen aus dem Bericht bei tagesschau.de hätte ich dann doch gerne mal genauer aufgeschlüsselt:
An der Umfrage beteiligten sich rund 400 Betriebe, die insgesamt 2064 inländische Erntehelfer bei den Agenturen für Arbeit beantragt hätten. Die Arbeitsämter stellten ursprünglich sogar mehr Helfer in Aussicht – nämlich 2451. Von diesen seien 1405 zum Vorstellungsgespräch erschienen, von denen wiederum 602, also rund ein Drittel, einen Arbeitsvertrag unterzeichneten. 589 seien schließlich bei der Arbeit erschienen – 267 von ihnen seien allerdings schon nach kurzer Zeit nicht mehr im Einsatz gewesen. Nach Angaben des Verbandes waren nach einer Woche noch insgesamt 322 Inländer im Einsatz.
Aus welchem Grund sind denn 1046 Leute gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch erschienen? Und warum wurde das der jeweils zuständigen Agentur für Arbeit nicht gemeldet bzw. warum hat die dann keine anderen Leute geschickt? Und von denen bei den Vorstellungsgesprächen waren gerade mal 602, die einen Arbeitsvertrag unterschrieben haben? Und der Rest? Wollten die nicht? Waren sie nicht geeignet? Und wieder: 2064 Leute wurden gebraucht, nur 602 unterschreiben einen Arbeitsvertrag – warum wurde das nicht der jeweils zuständigen Agentur für Arbeit gemeldet? War doch spätestens da schon klar, dass die Zahl der Erntehelfer nicht ausreichen würde. Von den 602 sind dann 13 gar nicht erst zur Arbeit erschienen, aber warum? Wollten die nicht? Lag eine Krankmeldung vor? Ähnlich verhält es sich dann mit den 267, die innerhalb der ersten Woche wieder aufgehört haben: mit welcher Begründung? Details bitte…
Ich kann nicht glauben, dass daran nur die “faulen Arbeitslosen” schuld sein sollen, immerhin würde das doch dem Bauernverband zu gut passen: die deutschen Arbeitslosen wollen ja nicht, also “müssen” weiterhin billige Erntehelfer aus Polen geholt werden. Klingt ja richtig schön einfach – aber so einfach ist es nur selten im richtigen Leben.
Reich werden mit 1-Euro-Jobs
Man hätte es nicht für möglich gehalten, aber man kann mit 1-Euro-Jobs richtig reich werden. Ja wirklich. Man darf nur nicht den Fehler machen und einen 1-Euro-Job selber machen, vermitteln muss man die Jobs. Nicht nur, dass man da durchaus auch mal das Doppelte von dem bekommt, was der 1-Euro-Jobber bekommt, man bekommt das auch jeden Monat und man kann ja nicht nur einen 1-Euro-Jobber vermitteln… und es macht keinen Unterschied, ob man einen oder zehn 1-Euro-Jobber “betreut”. Sind die erst mal vermittelt besteht die “Betreuung” ja anscheinend nur noch aus dem Verwalten der Zahlungen…
(via F!XMBR)
Mal zu Hartz IV…
Was derzeit gegen Arbeitslose und vor allem ALGII-Empfänger gehetzt wird ist echt nicht mehr normal. Da wird eine Kostenexplosion herbei geredet, ALGII-Empfänger pauschal zu Betrügern gemacht und es werden immer mehr Kürzungen und Verschärfungen gefordert. Klar, wir wissen ja alle, das Problem sind nicht die fehlenden Arbeitsplätze, sondern nur die faulen Arbeitslosen, oder etwa nicht?
Ein bisschen was zum Lesen:
- Reich durch HartzIV
- Produktion von Parias – Bericht aus den Eingeweiden der Arbeitsagentur
Das ist dem Mittelstand und den gebildeten Schichten immer noch nicht klar, dass die Maßnahmen auch sie erfassen können, deshalb wundert mich eigentlich die Ruhe im Lande.
- F!XMBR mit einer schönen Rechnung:
65.000 Tonnen = 65.000.000 kg (Quelle). Ein Pole erntet im Akkord 250 kg pro Tag (Quelle). Rechnen wir großzügig mit 70.000 Tonnen = 70.000.000 kg pro Jahr und 200 kg Ernste pro Tag und Stecher: 70.000.000 dividiert durch 200 kg/tag = 350.000 Manntage. Die Spargelernte dauert etwa 2,5 Monate = 75 Tage. Also 350.000 Mannstunden dividiert durch 75 Tage macht 4.666 Spargelstecher. Nehmen wir großzügig an, die gleiche Anzahl an Mitarbeitern fürs Waschen und Verpacken, runden auf, kommen wir für 75 Tage auf 10.000 Jobs.
Verglichen mit dem grossen Aufstand, der um das Spargelstechen für ALGII-Empfänger gemacht wurde ein Witz…
- Fremd im eigenen Land
- Stimmungsmacher der Hartz-Republik
- Netzeitung: Kaum Missbrauch beim Arbeitslosengeld II
- Schwierigkeiten beim Französischreden in Deutschland
Und zum Schluss noch lesen, wie es in Zukunft vielleicht aussehen könnte.