Es hätte weder ein Eklat sein sollen, ebenso wie es nicht die Verkündigung der Offenbarung hätte sein können, zu denen es im einen oder anderen Medium gemacht wurde. Aber es hätte der viel besagte Lichtstreif am Horizont sein können, ein Lebenszeichen der kritischen Selbstbetrachtung. Der Diskussionskultur über das, was Qualität ausmachen kann und welchen Anteil sie dann vielleicht ausmachen sollte, im Angesicht des massenmedialen Proporzes.
Als dieser immer selbstbewusste, dieser trotz seines Alters und der Veranstaltungsdauer hellwache Marcel Reich-Ranicki vorgestern Abend auf die Bühne kam und die versammelten Elite der deutschen Sendeanstalten aus dem Schlaf der (selbst-)gerechten zu wecken versuchte. Polemisch und zornig wie meist, vom eigenen Standpunkt endlos überzeugt, aber nicht so Platt und Pauschal wie es einige gerne darstellen. So finde ich zumindest.
Statt ernsthafter Reaktion, wurde Reich-Ranicki von Ihnen gefressen und verdaut; und wird solcherart am Freitag auch versendet werden. Um letztlich nochmal der Anregung des voyeuristischen Hormonpegels, kurz vor dem zu Bett gehen zu dienen. Aber damit lässt man es nicht bewenden.
Da wird viel eher das Versprechen Gottschalks – in mehr als einer Hinsicht – zum Gebrechen Reich-Ranickis gemacht.