Und wie dringend die Strafverfolger die Vorratsdatenspeicherung brauchen geht aus einer Studie des BKA hervor: um stattliche 0,006 Prozentpunkte würde die Aufklärungsquote durch die Vorratsdatenspeicherung steigen, “von derzeit 55 % im besten Fall auf 55,006 %“. Na das sind doch Zahlen, die ganz klar die Notwendigkeit der Vorratsdatenspeicherung belegen, oder etwa nicht?
Schlagwort: politik
Grundgesetz bestellen
Der Bundestag verschickt kostenlos das Grundgesetz, maximal drei Exemplare pro Person. Na dann sollte man sich doch mal ein Exemplar holen, so lange es das Grundgesetz noch gibt. Aber wenn man schon drei Exemplare bestellen kann, dann könnte man sich doch auch was für die beiden Ausgaben überlegen, die man nicht irgendwo für die Enkel (“Ja, es gab mal ein Recht auf freie Meinungsäusserung…”) aufheben will.
Man könnte die doch weiter geben an andere Menschen? Damit tut man was für die politische Bildung. Ganz oben auf der Liste steht da natürlich Wolfgang Schäuble. Man könnte glauben, dass er das Grundgesetz gar nicht zu kennen scheint. Also eine kleine Investition in Porto und Wolfgang unterstützen. Man muss ihn ja nicht nur informieren, oder?
(von der angeber.in via Chat) „Grundgesetz bestellen“ weiterlesen
1000 Ärsche für Berlin – Blankziehen und Flagge zeigen!
…aber nich die s-r-goldene… 😉
Auf Vorratsdatenspeicherung, Bundestrojaner und sonstige Schäublerianismen im Besonderen und die (nicht nur) Berliner Politik im Allgemeinen kann es langsam nur noch einen Kommentar geben: den blanken Hintern.
Wer das auch so sieht:
kurz rumdrehen für die Kamera, Brief lesen, und mit dem eigenen Allerwertesten “unterzeichnen”.
Na wenn das kein Erfolg ist…
Unglaublicher Durchbruch beim G8-Gipfel beim Thema Klimaschutz:
Die G8 hätten sich darauf verständigt, eine Halbierung des Ausstoßes von Treibhausgasen bis zum Jahr 2050 “ernsthaft in Betracht zu ziehen”, sagte Konferenzgastgeberin Angela Merkel (CDU).
Für die einen ist es große Politik, für die anderen nur ein schlechter Witz…
Informiert Wolfgang
Der Wolfgang hat einen ganz schweren Job: er muss für unsere Sicherheit sorgen. Und das ist schwer, denn für die größte Gefahr für unsere Sicherheit scheint Wolfgang uns zu halten, also uns alle hier in diesem Land. Und wir machen es Wolfgang bisher auch wirklich nicht leichter mit seinem Job. Kaum kommt er mit einem neuen Vorschlag um die Ecke, da fangen wir auch schon an zu maulen und zu schimpfen, dass der Vorschlag ja nix tauge und Wolfgang doch nur in unserem Leben rumschnüffeln wolle.
Ja, der Wolfgang hat wirklich einen schweren Job, man könnte fast Mitleid mit ihm haben. Aber Mitleid hilft Wolfgang nicht weiter: weder kann er sich davon was kaufen und bei seinem Ziel für unsere Sicherheit zu sorgen kommt er damit gleich gar nicht weiter. Also sollten wir ihm doch helfen bei seiner schweren Aufgabe. Wolfgang kann ja nicht überall gleichzeitig sein und aufpassen, nicht mal seine Polizisten und Verfassungsschützer können das, also sollten wir für ihn Augen und Ohren offen halten und ihn umgehend informieren, wenn uns etwas komisch erscheint! Aber nicht nur dann, auch wenn alles okay ist: informiert Wolfgang. Dann weiss er nämlich, wo gerade nichts relevantes passiert, was er überwachen lassen muss und so kann er seine Überwacher viel effektiver einsetzen. Wäre ja doof, wenn auf Deiner nächsten Radtour die ganze Zeit ein verdeckter Ermittler hinterher fährt, der doch stattdessen viel besser mal ein Auge auf Deinen Nachbarn haben sollte, schließlich studiert der Chemie und weiss sicher auch, wei man Sprengstoff mischt. Also helft Wolfgang, informiert ihn!
Vielleicht solltet Ihr Wolfgang aber auch erstmal fragen, wie genau Ihr Euren Job als Bürger-Polizist (das ist so richtig schön Web 2.0 – hier der Bürger-Journalist, dort der Bürger-Polizist) am besten macht. Wichtig ist nur, dass Wolfgang ganz viel Post bekommt und er sieht, dass wir alle ihm helfen wollen seinen Job zu machen und dass er gar keine Angst vor uns zu haben braucht – wir tun doch nix (und korrupt will nur ficken).
Es ist doch eh schon zu spät…
Warum wehren wir uns eigentlich noch gegen die ausufernden Überwachungsphantasien unserer Politiker? Generalbundesanwältin Monika Harms erklärt uns doch, dass es eh zu spät ist:
Wir werden doch schon jetzt überall erfasst: mit der Kreditkarte oder der Versicherungsnummer, etwa beim Arzt. Wir sind auf dem Weg zum gläsernen Menschen. Demnächst erhalten wir vom Finanzamt eine persönliche Identifikationsnummer, mit der wir überall identifiziert werden können. Ich finde das auch nicht schön, aber wir leben in einer Welt, in der Technik so viele Erfassungsmöglichkeiten hat, dass prinzipiell fast alles über jeden nachvollziehbar ist. … Sie werden die Gesamtentwicklung nicht aufhalten.
Na wenn das so ist, dann sollten wir es doch gleich sein lassen und am besten direkt alle Mails in Kopie an Wolfgang Schäuble schicken…
(via Udo)
Zwangsweise Kasernierung von Hartz IV-Beziehern
Wenn es um den Umgang mit Hartz IV-Empfängern geht scheint keine Idee mehr zu abwegig zu sein:
Nach „PR-SOZIAL“ vorliegenden Informationen plant die Arge Rhein-Lahn-Kreis die Kasernierung von Hartz IV-Betroffenen unter 25 Jahren. […] Die Jugendlichen müssen von in der Früh bis spätnachmittags in einem von der ArGe gemieteten Haus verbleiben und müssen pünktlich zum Appell auf dem Hofgelände des Anwesens erscheinen und werden das Haus in dieser Zeit nicht ohne Genehmigung der Arge verlassen dürfen. Abends dürfen sie heimgehen. Es ist vorgesehen, dass diejenigen, die sich der Betreuung entziehen, mit Sanktionierung bis auf völlige Versagung von Arbeitslosengeld II inklusive Mietkosten zu rechnen haben. Angeblich wird an einem Bewertungssystem gearbeitet, nach welchem die Jugendlichen Punkte in den geplanten Kursen erzielen müssen.
(via Isotopp)
Update 07.06.2007: Gestern schon in den Kommentaren gepostet: im Forum Aktive Erwerbslose wird Peter Hahn, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Rhein-Lahn zitiert:
„Zwangsweise Kasernierung von Hartz IV-Beziehern“ weiterlesen
Politischer Blog-Karneval
Am 7. Juni soll er starten, der erste politische Blog-Karneval.
Und was ist ein Blog-Karneval? Naja, irgendwie so ähnlich wie ein Stöckchen, macht nur mehr Arbeit. Ein Blogger organisiert so einen Blog-Karneval, gibt ein Thema und eine Zeit vor und wer möchte beteiligt sich mit einem Beitrag im eigenen Blog daran. Der Veranstalter sammelt am Ende alle Beiträge und listet sie in seinem Blog auf und fertig ist der Blog-Karneval. Ein bisschen ausführlicher steht es in der Wikipedia, inkl. einiger Links.
Und am 7. Juni geht es dann los mit dem ersten politischen Blog-Karneval…
Es gibt so Tage…
An manchen Tagen weiss man echt nicht, wo man anfangen soll zu bloggen. Da passiert so viel Scheisse auf einmal, da ist die Versuchung groß, es einfach sein zu lassen…
Da gab es doch tatsächlich Leute, die waren der Meinung, dass man mit der Stasi 2.0 Kampagne übertreiben würde. Den Überwachungswahn unseres Innenministers mit den Methoden von Stasi und Gestapo zu vergleichen sei doch wohl eine Verharmlosung der Diktaturen, die ihre Bevölkerung überwacht und bespitzelt haben. Okay, man kann durchaus dieser Meinung sein – ich bin aber nicht dieser Meinung. Im Gegenteil – mein Eindruck ist langsam, dass wir uns nicht mehr auf dem Weg in einen Überwachungsstaat befinden, wir stecken mitten drin.
Und wo bleibt denn die Kontrolle durch die Medien? Warum wird dort nicht intensiver nachgeforscht, wie es zu den ständigen Widersprüchen kommen kann? Wo bleibt die Empörung, dass unsere Politiker uns entweder belügen oder einfach keine Ahnung haben? Wann wird Frau Zypries durch einen Wackeldackel ersetzt? Nur mal ein Beispiel, gefunden und ausführlich beschrieben bei Princo: die Razzien bei G8-Gegnern am 9. Mai wurden vom Sprecher der Generalbundesanwaltschaft Andreas Christeleit wie folgt begründet:
Die heutigen Durchsuchungen sollten Aufschluß erbringen über die Strukturen und die personelle Zusammensetzung von diesen Gruppierungen, und dienten nicht in erster Linie zur Verhinderung von konkreten Anschlägen, dafür gab es keine Anhaltspunkte.
Mal abgesehen von einem gewissen Widerspruch dieser Aussage zum Artikel 13 des Grundgesetzes (Unverletzlichkeit der Wohnung) und anderen Bedenken bei den Razzien, wird es erst jetzt richtig interessant. Am 23. Mai wird bekannt, dass im Zuge der Razzien auch Geruchsproben von einigen Personen genommen wurden. Das führte natürlich zu ganz bösen Kommentaren, fühlten sich doch einige an Stasi-Methoden erinnert (und wie ich denke mit Recht), aber hier hat unser Innen-Schäuble die perfekte Begründung für diese Maßnahme (ab 4:26):
Es ist ein strafprozessrechtliches Ermittlungsverfahren, wegen des Verdachts begangener schwerer Straftaten, Brandanschläge und Ähnliches mehr, und da versucht man die Täter heraus zu finden, aber es hat überhaupt nichts mit Heiligendamm zu tun, mit dem G8-Gipfel.
Also irgendjemand erzählt doch hier nicht so ganz die Wahrheit? Wenn die Razzien wirklich der Aufklärung von Straftaten dienten und eben nicht dem Zweck die Strukturen vermutlich militanter G8-Gegner zu untersuchen, warum wurde das dann nicht auch von Anfang an gesagt und statt dessen diese doch gewagte Begründung gewählt? Oder war der Zweck der Durchsuchungen eben doch einen intensiven Blick auf die Strukturen zu werfen und die Geschichte von den Geruchsproben zur Aufklärung von Straftaten ist nur nachgeschoben, um der berechtigten Aufregung über die Geruchsproben etwas entgegen zu setzen? Ja was denn nun? Oder ist es einfach so, dass man in Deutschland inzwischen damit rechnen muss, dass die Wohnung durchsucht wird, dass man erkennungsdienstlich behandelt wird und Geruchsproben abgeben muss, nur weil man eine andere Meinung hat?
Aber das reicht ja alles noch nicht, Schäuble kann doch immer noch eine Schippe nachlegen. Da wird dann mal in Hamburg die Post kontrolliert. Wie umfangreich genau, mit welcher Rechtsgrundlage usw. – alles nicht so ganz klar. Bestätigt wurde nur, dass Post kontrolliert wurde:
“Punktuelle” Kontrolle von Briefsendungen nannte der Hamburger Staatsschutz die angeblich nur zweitägige Aktion heute und bestätigte damit widerwillig, was Zeitungen zuvor aufgedeckt hatten. Dabei habe es sich um eine Maßnahme im Zusammenhang mit dem Ermittlungsverfahren der Bundesanwaltschaft wegen Verdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung gehandelt, erklärte Staatsschutz-Leiter Detlef Kreutzer. […]
Ziel der “Postbeschlagnahmungen” seien ausschließlich Bekennerbriefe gewesen, hieß es heute.
Bekennerschreiben beschlagnahmen? Da schließe ich mich Udos Frage an:
Hat schon jemand davon gehört, dass Redaktion bei ihnen eingehende Bekennerschreiben der Polizei vorenthalten?
Aber es ist ja nicht alles schlecht, einen kleinen Erfolg vor Gericht konnten die Kritiker dieser selbsternannten Weltherrscher namens G8 erreichen: Das Verwaltungsgericht Schwerin schränkte das Versammlungsverbot ein. Endgültig ist die Entscheidung nicht, wie nicht anders zu erwarten wurde Widerspruch eingelegt:
Die Polizei legte inzwischen Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Greifswald ein. “Die Sicherheitsbedenken der Polizei gegen die Zulassung von Versammlungen in diesem Gebiet während des Gipfels bleiben bestehen”, teilte die G8-Polizeieinheit Kavala mit. Die hochrangigen Gipfel-Teilnehmer seien erheblich gefährdet. Kritiker hätten mehrfach angekündigt, das Treffen vom 6. bis 8. Juni mit Blockaden “von seiner Infrastruktur abschneiden” zu wollen.
Och je, Blockaden – na und? Dann fliegt die Politiker und ihren Champagner eben mit Hubschraubern ein, was soll der Geiz? Der ganze Mist kostet uns – die Steuerzahler – doch eh schon so viel, da kommt es auf ein paar zehntausend Euro mehr oder weniger doch auch nicht mehr an. Ist doch nicht Euer Geld, liebe Politiker!
Aber hey, was habe ich schon zu sagen. Steuern werde ich bald auch keine mehr zahlen können ohne mich strafbar zu machen. Zumindest nicht in meinem aktuellen Job. Zu dem gehört es nämlich auch, dass ich Server und Netzwerke auf Schwachstellen teste und so was macht man am besten mit spezialisierten Tools und Werkzeugen. Dumm nur, dass auch böse Jungs diese Werkzeuge benutzen – also was macht der von uns gewählte Bundestag? Er verbietet diese Tools einfach:
Der Bundestag hat heute das Verbot von Computersicherheitswerkzeugen unverändert durchgewunken (Strafrechtsänderungsgesetz zur Bekämpfung der Computerkriminalität, neuer § 202 StGB). Bestraft werden soll insbesondere das Herstellen, Programmieren, Überlassen, Verbreiten oder Verschaffen von Software, die für die tägliche Arbeit von Netzwerkadministratoren und Sicherheitsexperten dringend notwendig ist.
Damit handelten die Abgeordneten entgegen dem ausdrücklichen Rat der in den Ausschüssen bei der Beratung des Gesetzes gehörten Experten aus Wissenschaft und Praxis. Auch von Seiten der Internetwirtschaft und vom Bundesrat war die Gesetzesänderung scharf kritisiert worden. Mit Ausnahme der PDS und eines einsamen SPD-Abgeordneten votierte nun die ganz große Koalition der Ahnungslosen dafür, Deutschland zur Berufsverbotszone für Computersicherheitsexperten zu machen.
Na ist das nicht toll? Aber es kommt noch besser, wie immer kann Schäuble hier noch einen drauf setzen:
Auf dem Jahreskongress des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat Innenminister Schäuble die geplante Zertifizierung “vertrauenswürdiger” Sicherheitsdienstleister angekündigt. Mit diesem Schritt sollen offenbar die Fähigkeiten und das Wissen, die für effektive Sicherheitsprüfungen von Computersystemen nötig sind, in den Händen von durch die Regierung handverlesenen Hoflieferanten monopolisiert werden, während die unabhängige Computersicherheitsforschung nach Belieben selektiv kriminalisiert werden kann.
Na dann ist ja alles klar – in Zukunft wird es also “zertifizierte” Sicherheitsanbieter geben, die prüfen unsere PCs und Server dann auf Schwachstellen – dafür sind sie ja zertifiziert – und installieren wahrscheinlich auch gleich noch den “Bundestrojaner”, denn der dient ja auch nur der Sicherheit. Sagt der Herr Schäuble und der muss es ja wissen, er ist ja schließlich Innenminister. Und man kann ja nicht Innenminister werden, wenn man blöd ist oder so…
Aber der Herr Schäuble sagt ja auch viel:
Aufgebracht fügte er hinzu: “Wir sind kein Land, in dem Geisteskranke unterwegs sind!”
Und in diesem einen Punkt bin ich geneigt ihm zuzustimmen: ich glaube auch nicht, dass in diesem Land Geisteskranke unterwegs sind, viel eher habe ich den Eindruck, dass einige davon im Bundestag, Ministerien und Behörden untergebracht wurden. Aber das ist nur mein rein subjektiver Eindruck und wenn man Herrn Schäuble fragen würde, dann würde er auch erklären, dass mein Eindruck absolut falsch sei und überhaupt alles in bester Ordnung in unserem Land… als wäre das Wetter nicht schlimm genug.
Und hier noch ein paar Links zur weiteren Lektüre, alle hier haben noch weitere Infos und (wohl nach Meinung Schäubles unpassende) Meinungen zu den o.g. Themen (ich werde die Liste noch erweitern):
- Missi: Kein Zynismus
- Duckhome: Wenn Blinde das Sehen regulieren wollen
- pro-hackertools.de
- sueddeutsche.de: Interview mit Burkhard Hirsch
- netzpolitik.org: Netzpolitik-Interview zur Verschärfung der Hackerparagraphen
- XSBlog2.0beta: Vertrauenswürdige Sicherheitsdienstleister
- Sex, Drugs & Compiler Construction: Bericht aus Berlin
- Jens Scholz: Na? Immer noch nichts zu verbergen?
- Telepolis: Vorsicht bei der Internetrecherche?
- Batzlog: Dinge die ich erst später kapiert habe
Dieser Beitrag erscheint sowohl in meinem privaten Weblog als auch bei Kamikaze-Demokratie.
Noch Zeit bis zur Rente
Gestern wurde unser Grundgesetz 58 Jahre alt – eigentlich noch einige Jahre hin bis zum Rentenalter, auch wenn es wohl in der Bundesregierung ein paar Personen gibt, die das anscheinend ganz anders sehen…