Kamikaze-Demokratie führt seit geraumer Zeit jetzt schon das Leben eines Untoten. Es existiert und damit hat es sich. Denn das Herz schlägt leider nicht mehr. Aus nachvollziehbaren Gründen hat Dobschat sich entschlossen, das Projekt statisch zu belassen.
Seit geraumer Zeit denke ich darüber nach, wie ich Kamikaze-Demokratie neu beleben könnte. Seitdem ich tägliche bei der Durchsicht meiner Bookmarks über Kamikaze-Demokratie stolpere. Über den Abschiedstext, der eigentlich keiner sein wollte; und über mein schlechtes Gewissen.
Seit ich zugesagt hatte, Gast-Beiträge zu verfassen, aber keinen Weg gefunden habe das auch wirklich zu tun.
Wie so oft muss der Frust ein gewisses Ausmaß erreichen, eine Hemmschwelle überschreiten und man findet Zeit, wo vorher keine zu sein schien. Man denkt sich letztlich, dass Kamikaze-Demokratie nochmal ohne neue Beträge besuchen zu müssen, nicht schlimmer sein kann, als der Mist, den man fürchtet eventuell selbst beizutragen oder bereits bekanntes in endloser Folge zu wiederholen. Denn es gibt Stellen, die das mit mehr Reichweite, sachkundiger und zeitnaher abarbeiten bereits.
Aber zu vieles hat mich seitdem an mein Versprechen erinnert, und so will ich zumindest versuchen nicht so zu tun als hätte man es nicht gegeben.
Man ertappt sich selbst dabei, dass man mit seinen Bekannten immer öfter über die Aufreger diskutiert, über die Dinge die einen um treiben und die offenbar auch andere um treiben. Die Themen, die man über das Netz, über Funk, Fernsehen und Film in Erfahrung bringt. Mein wachsender Unmut über das, was ich als "Quantifizierung einer Gesellschaft" bezeichne. Quantität die Qualität zu ersetzen versucht, als sei das so selbstverständlich, wie diesen einen Buchstaben austauschen. Als Bestünde der Unterschied gar nicht aus mehr. Schlimmstenfalls wird auch genau darauf verwiesen, wird versucht Qualität quantitativ zu messen. Als sei das die einzig logische Methode Qualität zu beurteilen.
Natürlich kann das etwas miteinander zu tun haben. Problematisch wird es nur, wenn man dieses Prinzip aus Kalkül, Faulheit oder Ignoranz heraus einfach jederzeit anwenden möchte. So als sei der einzig Sinnvolle weg herauszufinden ob Mist nunmal aus Mist besteht der, Ihn zu einem Haufen zu schichten und zu sehen ob er nicht deshalb zu Gold wird.
Nur, beginnt man über die verschiedensten Ausprägungen dieser Spielart zu diskutieren, stellt man relativ schnell dabei einige Dinge fest:
- Die Diskussion stagniert, sobald man beginnt die Gründe für seine Haltung darzulegen und anhand von Quellen belegen will. Man hat einfach kaum die Gelegenheit seine Quellen mit sich herum zu tragen. Ebenso wie sein Gegenüber; und daher ebenso selten die Chance diese Inhaltlich zu bewerten.
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Diverse Informationen kommen nunmal nicht beim nicht hochgradig Internet-Affinen Mitmenschen an, weil es eben nicht alle Meldungen in den Mainstream schaffen; und wenn Sie es schaffen, sind sie nunmal redaktionell bearbeitet. In Auswahl, Ausmaß und Qualität sowie Form der Auswahl und Ausrichtung der entsprechenden Redaktion überlassen. Was nichts schlechtes ist, im Gegenteil. Nur ist es eben auch nicht das Gesamtbild und viel zu oft leider nur noch BILD.
Man argumentiert plötzlich aus einem quantitativen Informationsstand heraus, den der andere gar nicht hat und wundert sich, dass der andere nur die gefühlte halbe Story kennt. Von der Qualität der einen oder anderen Information ist da noch gar nicht die Rede.
Letztlich bleiben diese Auseinandersetzungen zum Teil unbefriedigend weil inadäquat und nicht nachhaltig. Die Quellen bleiben weitestgehend ungenannt und unkonsultiert, die Gespräche zu kurz und die Diskutanten zu wenige.
Also bleibt der paradoxe Schluss, dass man eben diese Dinge durch die Qualitäten des Netzes besser abbilden kann. Auf dass die Informationen wieder an den nicht netzaffinen Mitmenschen vorbeigeht.