Das Jahr nähert sich dem Ende und es wird Zeit noch schnell alle Lackvorräte zu saufen, bevor das Zeug noch schlechter wird. Anders ist der ganze Mist nicht mehr zu erklären, der auf ein Satire-Video des WDR folgte.
Man kann die Satire gut finden oder doof, das ist am Ende eine Frage des Geschmacks. Tatsächlich ist diese Umtextung von „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ ganz treffend als Satire.
Satire ist eine Kunstform, mit der Personen, Ereignisse oder Zustände kritisiert, verspottet oder angeprangert werden. Typische Stilmittel der Satire sind die Übertreibung als Überhöhung oder die Untertreibung als bewusste Bagatellisierung bis ins Lächerliche oder Absurde. Üblicherweise ist Satire eine Kritik von unten (Bürgerempfinden) gegen oben (Repräsentanz der Macht) vorzugsweise in den Feldern Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur.
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Übertreibung bis ins Lächerliche ist eindeutig gegeben und die Oma in diesem Song steht wohl offensichtlich stellvertretend für die Menschen, die heute hauptsächlich in der Politik das Sagen haben. Aber das interessiert eine Horde rechtsdrehender Wutbürgerlein natürlich nicht, die unterstellen gleich mal Volksverhetzung, Indoktrination, Gesinnungsterror und Hassrede in dem Song. Und nicht zu vergessen die konservativen und liberalen Steigbügelhalter der Rechtsextremen, die sich diesen idiotischen Unterstellungen gleich mal anschließen.
Ehrlich Leute, wie bekloppt seid ihr? Wie viele haben eine Oma, die im Hühnerstall Motorrad fährt? Oder mit dem SUV regelmäßig Opas überfährt? Natürlich gibt es das volle Programm: Drohungen, Beleidigungen, Beschimpfungen, Verschwörungstheorien und die steckbriefartige Veröffentlichung von Namen und Fotos der „Verantwortlichen“. Und auch gleich mal die Forderung nach einem Satireverbot für den ÖRR:
Und was macht der WDR? Löscht das Video, eine Sondersendung und der Intendant entschuldigt sich?! Klar, Tom Buhrow wird im kommenden Jahr Chef von der ARD und da muss er natürlich der Tradition der ARD treu bleiben vor rechten Brüllaffen einzuknicken 🤦♂️
Die Folge? Nazis marschieren vor der WDR-Zentrale und der Wohnung eines WDR-Mitarbeiters auf. Ach nein, er ist ja nur ein freier Mitarbeiter, so jemand kann natürlich nicht erwarten, dass sein Sender sich hinter ihn stellt. Er hat ja schließlich auf die „Kritik“ an dem Song mit einem ziemlich derben, sarkastischen Tweet reagiert – da kann man ihn schon mal zum Abschuss freigeben…
Ich habe keine Ahnung, wer von denen den meisten Lack gesoffen haben muss, aber es müssen große Mengen gewesen sein.
Übrigens gibt es auch eine vernünftige Stellungnahme zu dem Video, die – wenn er denn die Eier dafür gehabt hätte – der Tom Buhrow für den WDR einfach hätte übernehmen können. Und vor allem das Video nicht löschen lassen.
Und statt, verdammte Scheiße, über die echten Probleme zu sprechen, streitet sich gefühlt ganz Social-Media-Deutschland über so ein mehr oder weniger lustiges Satire-Video. Wir haben ja keine echten Probleme 🤦♂️
Beitragsbild von Maret Hosemann auf Pixabay